R i o    I a p ó

Anfahrt 

Von São Paulo fährt man die Castello Branco (SP280) ins Landesinnere. Nach ca. 130 km biegt man dann ab, in die SP 127 Richtung Ipatetininga. Von hier immer der Francisco Alves Negrão (SP127, dann SP258, dann PR151) folgen, bis Castro. Dort biegt man ab nach Tibagi.

 

Charakter

Der Iapó ist eine kleine Expedition. Er beginnt und endet mit langen flachen Strecken, im Mittelteil, wo er sich durch den Canyon schneidet, fließt der Fluss durch teilweise klammartige Verengungen wobei er sein Gefälle meist stufenförmig abbaut.

Pegelinfo

Wöchentlich aktualisierter Pegel bei Canoar

Einstieg / Ausstieg

Der Einstieg ist am Campingplatz Fazenda Rincão dos Assis. Ziemlich genau 12 km nach der Autobahnabfahrt geht rechts ein Feldweg ab, der Campingplatz ist hier ausgeschildert. Von der Abzweigung sind es noch 10 km. 

Der Ausstieg ist an einer Fazenda neben der Pousada Fazenda Guartelá, bei km 49 an der Strasse Richtung Tibagi (ausgeschildert). Mit normalem PKW ist es jedoch schwer direkt an den Fluss zu kommen - dann muss man etwa 1km ca. 150 Höhenmeter hochtragen :-( 

Fahrtstrecke

ca. 42 km, mindestens 12 h 
Bei der Erstbefahrung unbedingt 2 Tage einplanen. Kennt man die Strecke kann man im Sommer (längere Tage) eventuell auch an einem Tag durchpaddeln.
Als Alternative kann man auch eine kurze Tour machen (ca. 8 km), und an der "Tartaruga" aussteigen. Dies ist aber nur wenig lohnend, da die Strecke überwiegend Flachwasser ist und die Boote anschließend mühsam etwa 40 min aus dem Canyon getragen werden müssen. 

Pegel              

NW  /  MW  /  HW

(Quelle Canoar) 
1,1  - 1,3 m   /  1,3  - 1,6 m   /   > 1,6 m   (Photos bei NW)

Schwierigkeiten

bis WW IV (VI, V+ , X, V+), bei NW etwas einfacher, bei HW bis einen Grad schwerer.

 

Im Winter sollte man auch in den Tropen auf einiges gefasst sein und sich entsprechend vorbereiten ...  

Besondere Gefahren

Es ist extrem schwierig, streckenweise unmöglich den Canyon zu verlassen - konservativ fahren !
WW III und die Rolle sollten beherrscht werden. Schwimmen ist in den klammartigen Engstellen wegen der vielen Unterspülungen extrem gefährlich ! 
Umtragen ist prinzipiell zwar immer möglich, besonders bei hohen Wasserständen aber teilweise sehr mühsam.
Vorsicht mit den Zeitreserven, vor allem auf den flachen Stücken nicht trödeln.
Vor der Fahrt sollte man sich über das Wetter erkundigen: 
im Winter können die Temperaturen nachts unter den Gefrierpunkt fallen entsprechende Ausrüstung sollte mitgeführt werden, starke sommerliche Regenfälle werden den Fluss in den Engstellen vermutlich innerhalb kürzester Zeit extrem ansteigen lassen. 
Wegen der Brandgefahr, mit Lagerfeuern sehr vorsichtig sein. 

Logistik

Das Beste ist, wenn man eine Landmannschaft dabei hat die das Umsetzen des Autos übernimmt. Die Umgebung bietet auch genug Attraktionen für Nichtpaddler (Nationalpark mit Wanderungen, Wasserfälle,  Schwimmbad, etc.) .
Ist kein Landsupport verfügbar kann man eventuell mit Nino, dem Besitzer des Campingplatzes am Einstieg, oder mit den Besitzern der
Pousada Fazenda Guartelá etwas aushandeln. Beide bieten sich sowieso zum Übernachten an (am Campingplatz gibt es auf Vorbestellung sogar Frühstück). 

 

Eine willkommene Abwechslung auf den langen flachen Stücken am Anfang: An der ersten Stelle rechts halten, fährt man links folgt eine breite, 1m Stufe die im Unterwasser teilweise verblockt ist.

Die zweite Stelle: wo das Gefälle anfängt, wechselt man von der rechten auf die linke Flusshälfte und fährt das Kehrwasser links oberhalb der Stufe an. Im rechten Teil ist die Stufe nicht ganz sauber.

Wichtig ist, nur mit gutem Material in den Canyon einfahren. Nelsinho's Boot vom Hersteller Brudden brach auf WW I ! Hätten wir im Schlauchcanadier keinen Platz mehr gehabt, und wäre nicht zufällig an diesem Tag eine Raftingtour an der Tartaruga ausgestiegen die sein Boot mit hochgenommen haben, wäre die Fahrt für ihn aus gewesen - ganz zu schweigen von den irrsinnigen Strapazen aus dem Canyon herauszulaufen.

Die Tartaruga (Schildkröte) - wenn sie auftaucht muss man noch etwa 1 km Flachwasser schaufeln, bis auf einmal eine Flussbreite Kante auftaucht, hinter der stellenweise "Sprühnebel" aufsteigt...

Mit dieser netten Stufe beginnt der sportliche Teil des Baches. Bei NW kann man zum Besichtigen am rechten Ufer anlanden, ab gutem MW tut sich dort die Chickenline auf.

Der Tauchgang ist garantiert, zum Rückwärtssalto muss man das Loch richtig treffen...

Von jetzt an kommt fast permanentes Gefälle...

... immer wieder mit kleinen Stufen durchsetzt. Die Linie ist immer gut zu erkennen, bis sich der Fluss auf einmal auf 40 m  klammartig verengt. Hier rechts einfahren... 

... und am Ende vor den großen Blöcken nach links traversieren um die letzte Stufe ganz rechts zu fahren. Vorsicht in der Mitte, direkt hinter der Stufe befinden sich Felsen (Bild oben). Die Durchfahrt ganz rechts von den Felsriegeln (vor dem Traversieren) ist klemmgefährlich. 

Vor lauter Begeisterung sollte man nicht vergessen sich rechtzeitig einen Schlafplatz zu suchen, wenn das Tal beginnt sich immer weiter zu verengen. Es kommt eine Strecke wo Uferbänke rar werden. Die Raftingfirmen haben für ihre Touren anscheinend hinter den Umtragestellen einen kleinen Platz "freigemacht". Wir sind vor dem dunkel werden jedoch nie so weit gekommen, und haben immer vorher übernachtet. 

Dieser Platz war für unsere große Gruppe die letzte (und beste) Gelegenheit. Gut erkennbar ist er durch das kurze Stück ruhigen Wassers. Wegen des nahen Nationalparks und der Brandgefahr wollten wir eigentlich auf ein Feuer verzichten, die Kälte hat dann doch gesiegt...

Am nächsten Morgen geht es zuerst auf einfachem WW weiter,...

.... bis der Bach, ca. 50 m nach dieser Stufe, eine scharfe Linkskurve macht. Hier anlanden und Besichtigen.

Es folgt ein 60 m langer Katarakt mit einer Einfahrt die schwieriger aussieht als sie wirklich ist,  und einer Walze in der Ausfahrt die ebenfalls eher überschätzt wird.

Diese Situation sollte auf jeden Fall vermieden werden: wegen der vielen Unterspülungen ist schwimmen in den Engstellen des Iapó gefährlich !

Die Ausganswalze - trifft man die Linie genau fährt man glatt drüber.

Es folgen noch ein paar nette Schwälle und Stufen bis man nach einer etwa 150 m langen, ruhigen Strecke bereits hört, dass dies die Ruhe vor dem Sturm ist. Rechts anlanden zum Besichtigen. 

Bei meiner ersten Fahrt, nur mit Roberto, stand er einige Zeit vor dem Fall und wollte ihn fast schon fahren. Bei der zweiten Expedition waren es schon einige "Begutachter" mehr, die eine mögliche Fahrtroute analysierten - doch alle kamen zum gleichen Ergebnis: keine klare Linie, trotzdem eventuell fahrbar unter hohem Verletzungsrisiko - doch da keiner von uns genügend finanzielle Reserven hatte um eine eventuell nötige Helikopterbergung zu bezahlen war die Entscheidung einfach:  ...

...  besser links Umtragen ...

... und fürs Adrenalin am Ende lieber einen harmlosen Felsenstart.

Der nach 30 m folgende zweite Wasserfall wurde von Roberto und mir beim ersten mal, ebenfalls nach langem analysieren umtragen. Eigentlich sieht er nicht schwer aus, wenn aber die Walze oder die Kehren neben dem Abfall doch eventuell "zubeißen", kommt man durch die kurze Klamm nicht zum bergen ran. Und wie gesagt, wenn was schief geht ist es noch weit bis zum Ausstieg... 

Bei unserer zweiten Fahrt konnte Jürgen nicht wiederstehen...

... immerhin hatte er gerade 2 Wochen Norwegen hinter sich, wo er sich ausgiebig "einhüpfen" konnte.

Bei dem unmittelbar folgenden dritten Fall gibt es keine Zweifel.

Nach den Umtragungen geht es lustig weiter, mit kleinen Katarakten (Vorsicht Unterspülung) ...

... netten Stufen ...

... bis  nach diesem U-förmigen Abfall die nächste Stelle kommt, die besser umtragen wird.

Vor dem Fall ist eine kleine Stufe, welche man am besten ca. 5 m vom rechten Ufer anfährt, danach gleich rechts ins Kehrwasser. Vorsicht bei großen Gruppen, mit Abstand anfahren. Wer gut booft und sich seiner Sache ganz sicher ist, kann die Stufe ganz rechts fahren. Aber vorsichtig, danach sind Unterspülungen, die für einen Schwimmer eventuell gefährlich sein können. Der einzige von uns, der sich seiner Sache wieder ganz sicher war, war Jürgen...

Die Einfahrt zur vorletzten, interessanten Stelle. Technisch ist diese ca. 100 m lange Verengung zwar nicht extrem schwierig, ...

... dafür für Schwimmer aber  extrem gefährlich, da sie voller Unterspülungen ist !

Ab hier wird der Fluss wieder breiter und scheint in seiner Kraft schon  nachzulassen. Doch etwa 700 m nach dieser gefährlichen Passage kommt die letzte, ca. 150 lange, interessante Strecke, die man entweder links in der Hauptströmung fährt, oder aber, bei höheren Wasserständen, auch rechts gefahren werden kann, wo eine ca. 1,6 m hohen  Abschlussstufe  wartet. 

Juninho offensichtlich "relaxed", und Jürgen mit dem "Wikinger Gruß"

Nun folgt nochmals harte Arbeit: die letzten, geschätzten 12 km, bis zum Ausstieg sind überwiegend Flachwasser, bei NW leider auch stellenweise recht steinig. 
Nachdem der Fluss sich nochmals in einem Arm auf der linken Seite mit einer kleinen Schwallstrecke verengt, folgt eine langgezogene S-Kurve. Danach sieht man am linken Flussufer ein kleines Gebäude und dahinter einen Wasserfall: Geschafft !

 

Fotos: Andreas, Karin, Fernando     
Paddler: Roberto, Jürgen, Juninho, Fernando, Gerhard, Karin, Bruno, Nelsinho, Andreas